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Nasenwechsel-Atmung

Die Wirkung der Nasenwechsel-Atmung auf das Gehirn von Menschen ist sofort spürbar. Die Einführung in Atemtechniken sollte immer durch eine/n erfahrene/n Lehrer/in erfolgen. So können auch die subtilen Wirkungen gut erfahren und ein falsches Atmen vermieden werden. Man sollte am Anfang in Begleitung üben, dass die/der Lehrer/in für eventuelle Fragen zur Verfügung stehen kann, denn wenn man gezielter beispielsweise mit der Nasen-Wechselatmung arbeitet, ist es zusätzlich wichtig die Langzeitwirkung zu reflektieren. Ein zu langes Atmen in einen Nasengang kann in schwerwiegenden Fällen sogar depressive Episoden hervorrufen.


Die Nasenwechsel-Atmung, auch bekannt als "Nadi Shodhana Pranayama", ist eine Yogische Atemtechnik, bei der die Atmung bewusst durch ein Nasenloch zur Zeit gelenkt und im Wechsel ausgeführt wird. Diese Praxis hat ihren Ursprung in der alten indischen Gesundheitslehre und wird seit Jahrhunderten zur Förderung von geistiger Klarheit, emotionalem Gleichgewicht und körperlichem Wohlbefinden angewendet. Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen zunehmend die tiefgreifenden Auswirkungen dieser Atemtechnik auf das menschliche Gehirn und den gesamten Organismus.


Ein zentrales Element der Wirkung liegt in der Regulation des autonomen Nervensystems. Die abwechselnde Stimulation der Nasenlöcher beeinflusst direkt die Aktivität der beiden Gehirnhemisphären. Atmet man beispielsweise durch das rechte Nasenloch ein, wird überwiegend die linke Gehirnhälfte aktiviert, die für logisches Denken, Sprache und analytische Fähigkeiten zuständig ist. Atmet man hingegen durch das linke Nasenloch, stimuliert dies vor allem die rechte Gehirnhälfte, die mit Kreativität, Intuition und emotionaler Wahrnehmung verbunden ist. Durch den rhythmischen Wechsel wird also ein harmonisierender Effekt zwischen beiden Hirnhälften erzeugt, was zu einer verbesserten kognitiven Leistungsfähigkeit und geistigen Ausgeglichenheit führen kann.


Darüber hinaus hat die Nasen-Wechselatmung eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem. Sie aktiviert den Parasympathikus, jenen Teil des vegetativen Nervensystems, der für Ruhe, Regeneration und Erholung zuständig ist. Dies kann zu einer spürbaren Reduktion von Stress, Angstgefühlen und innerer Unruhe führen. Regelmäßige Praxis führt nachweislich zu einer Senkung von Blutdruck und Herzfrequenz, was nicht nur das Herz-Kreislauf-System entlastet, sondern auch zu einem besseren Schlaf und einer insgesamt gesteigerten Lebensqualität beiträgt.


Auch aus neurophysiologischer Sicht ist die Nasen-Wechselatmung von Interesse. Untersuchungen zeigen, dass sie die Sauerstoffversorgung des Gehirns verbessert, was wiederum die Konzentration, Aufmerksamkeit und das Erinnerungsvermögen fördern kann. Gleichzeitig erhöht sich durch die bewusste, tiefe Atmung die Achtsamkeit – ein Zustand gesteigerter Gegenwärtigkeit, der in der heutigen, von Reizüberflutung geprägten Welt besonders wertvoll ist.


Insgesamt betrachtet stellt die Nasen-Wechselatmung ein einfaches, aber äußerst wirkungsvolles Instrument dar, um Körper, Geist und Emotionen in Einklang zu bringen. Sie ist nicht nur ein Werkzeug zur Selbstregulation, sondern auch ein Weg zu mehr innerer Ruhe, Klarheit und Bewusstsein. Ob zur Vorbereitung auf mentale Herausforderungen, zur Entspannung nach einem stressigen Tag oder als tägliches Ritual zur Gesundheitsförderung – die Nasen-Wechselatmung bietet jedem Menschen die Möglichkeit, durch bewusstes Atmen tiefgreifende positive Veränderungen zu erleben.


Referenzen:

Brown, R. P., & Gerbarg, P. L. (2005). Sudarshan Kriya Yogic Breathing in the Treatment of Stress, Anxiety, and Depression: Part II—Clinical Applications and Guidelines. Journal of Alternative and Complementary Medicine, 11(4), 711–717.

Telles, S., & Naveen, K. V. (2008). Yoga for rehabilitation: an overview. Indian Journal of Medical Sciences, 62(3), 127–137.

Balasubramanian, S. (1993). Respiratory sinus arrhythmia during alternate nostril breathing. The Lancet, 341(8843), 1364–1365.